Dr. Michael Blume ist als Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben Ansprechpartner für die Belange jüdischer Gruppen, aber auch für den Landtag, Kommunen, Kirchen- und Moscheegemeinden sowie Bildungseinrichtungen. Er wird in seiner Arbeit von einem unabhängigen Expertenkreis, der sich aus jüdischen und nichtjüdischen Fachleuten aus Wissenschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft zusammensetzt, begleitet und beraten. Zudem wirkt Michael Blume in einer Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens mit.
Wir alle müssen dafür Sorge tragen, dass Minderheiten bei uns nicht angegriffen und kein Keil in unsere Gesellschaft getrieben wird.
Zwei sympathische Männer bieten sich als „Hoss&Hopf“ ihrer vor allem männlichen Anhängerschaft als Krypto-Bros mit Finanztipps an. Sie seien reich geworden und man(n) möge ihnen doch folgen, ihnen Zeit und vielleicht auch etwas Geld anvertrauen.
Doch unter das Finfluencer-Gehabe mischen sie auch Verschwörungsmythen über Demokraten und den Tod des Juden Jeffrey Epstein, über den israelischen Geheimdienst Mossad und das Klima, über Frauen, die die Pille nehmen und über Bodensee- Wasser, das wegen der Rückstände nicht mehr trinkbar sei. Auf Kritik – etwa von mir – reagieren sie wiederum mit wenig freundlichen Videos. Zu ihren Angeboten gehörten zudem Preisausschreiben für jene, die aus ihren Videos TikTok-Clips zusammenschneiden und hochladen.
Und wir merken: Verschwörungsmythen und Desinformation können Menschen in radikale Blasen führen. Auch wer nicht gleich nach Rechtsaußen wandert, nimmt vielleicht Widerwillen gegen die Demokratie, gegen Juden, Frauen, gegen unser Trinkwasser mit.
Andere Influencer wie das selbsternannte „Medical Medium“ Anthony Williams und dessen Selleriesaft belegen: Wer Menschen über das Internet dazu bringt, sogar das Trinken zu beeinflussen, übt enorme, psychologische Macht über sie aus.
Wer also wissen will, wie sich hyper-individualistische, rechtslibertäre und sozialdarwinistische Überzeugungen gerade auch unter jungen Männern so rasant ausbreiten konnten, muss auf die digitale Macht antisozialer Medien und dort aktiver Verschwörungsunternehmer schauen. Menschen aller Altersgruppen werden durch Desinformation und Verschwörungsmythen verunsichert, in parasoziale Beziehungen mit vermeintlich vertrauenswürdigen Akteuren gelockt, manipuliert, abgezockt und radikalisiert.
Staatliche Verbote sind im Netz kaum noch wirksam. Ich selbst klagte mit HateAid gegen die fehlende Moderation auf Twitter, heute X. Und musste nach einem ersten Erfolg vor dem Landgericht Frankfurt fassungslos miterleben, dass das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt den Fall nicht entscheiden wollte, sondern einfach einstellte. Ob europäisches Medienrecht in naher Zukunft wirksam wird, dürfen wir zwar hoffen, aber die Zeit zum Abwarten haben wir längst nicht mehr.
Daher versuche ich wo immer möglich, aufzuklären und die Medienbildung zu stärken, in Reden und Büchern, auf Blogs, Podcasts und Videos. Denn wer einmal in die Abgründe von Verschwörungsmythen, Desinformation und antisemitischem Verschwörungs-glauben gestürzt ist, verliert sich selbst und dann auch andere.