Ein Platz im Leben

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junge Frau arbeitet auf dem Bau
Gemeinnützige Beschäftigungs- und Bildungsträger entwickeln Lösungen für vielfältige Zielgruppen.

Passende Antworten auf komplexe Herausforderungen

Arbeitslosigkeit betrifft uns alle. Sie ist nichts Randständiges, sondern eine Erfahrung, die Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen treffen kann: den Jugendlichen nach einem Ausbildungsabbruch ebenso wie die erfahrene Fachkraft, die nach einem Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wird und nicht ins Berufsleben zurückfindet. Wer solche Bedarfslagen bestens kennt und dafür wirksame Unterstützung entwickelt, sind die gemeinnützigen Träger der Jugendberufshilfe und Beschäftigungsförderung im Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden- Württemberg. 

Ihre Arbeit ist so vielschichtig wie die Ursachen, die insbesondere zu längerer Arbeitslosigkeit führen. Unsere Träger entwickeln innovative und flexible Ansätze, die individuell auf die Menschen zugeschnitten sind – von sozialpädagogischer Begleitung und Beratung, über Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung bis hin zu Beschäftigung in einem unterstützenden Rahmen und ermöglichen so Teilhabe am Arbeitsleben. Sie sind teils schon seit vielen Jahrzehnten aktiv und immer wieder in der Lage, ihren „Kurs“ anzupassen, wenn sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen ändern. Diese Fähigkeit, vorausschauend und lösungsorientiert auf die unterschiedlichsten Bedarfe zu reagieren, ist ihre größte Stärke – und zugleich etwas, das sich nicht standardisieren lässt. 

Doch genau hier entsteht ein Problem: Öffentliche Kostenträger (wie Jobcenter oder die Bundesagentur für Arbeit) erwarten häufig ein standardisiertes Vorgehen. Anstatt die Kreativität und Innovationskraft der Träger zu nutzen, sind viele Maßnahmen von Überregulierung und starren Vorgaben geprägt. Das schränkt den Handlungsspielraum massiv ein, erzeugt Frust bei Fachkräften wie Teilnehmenden und schmälert die Wirksamkeit und damit Nachhaltigkeit der Angebote. Dabei wäre es gerade die Vielfalt an Instrumenten, individuellen Ansätzen und der Weitblick, die den entscheidenden Unterschied machen würden. 

Arbeitslosigkeit ist ein komplexes Problem, das differenzierte Lösungen verlangt. Unsere Träger verfügen über das Wissen, die Erfahrung und die Haltung, um an diesen Lösungen mitzuwirken. Sie erkennen weitergehende Bedarfe, reagieren auf neue Anforderungen und tragen entscheidend dazu bei, dass Menschen den Weg in Ausbildung, Arbeit und Qualifizierung finden und ihre gesellschaftliche Integration gelingt. 

Doch trotz dieser unverzichtbaren Rolle für unsere Volkswirtschaft und den sozialen Zusammenhalt bleibt die Finanzierung dieser Arbeit prekär. Viele Träger müssen von Projekt zu Projekt um ihre Existenz kämpfen. Trotz ihrer enormen Leistungsfähigkeit steht ihr Fortbestand damit dauerhaft unter Vorbehalt. 

Es ist höchste Zeit, diese Arbeit nicht länger als beliebig austauschbares Projekt- bzw. Maßnahmengeschäft zu behandeln, sondern als das, was sie ist: ein tragender Baustein unserer sozialen Infrastruktur. Doch nur durch eine verlässliche, langfristige und faire Finanzierung können unsere Träger ihre Angebote auch in Zukunft sichern und zudem attraktive Arbeitgeber sein – zum Nutzen der Menschen und zum Gewinn für die gesamte Gesellschaft. 

Dr. Michael Körner, 
Paritätischer BW

Sabine Neuber, 
Biotopia Arbeitsförderungsbetriebe Mannheim

Beitrag aus ParitätInform 3/2025