Mütterzentren fördern den Zusammenhalt

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Notizzettel auf dem Boden, eine Blumenvase in der Mitte
Mütterzentren sind offene Anlaufstellen und orientieren sich am Sozialraum. So leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Familien- und Demokratieförderung.

„Wir handeln nach demokratischem Grundverständnis, sind offene Orte für alle Menschen, sind solidarisch, benennen strukturelle Ungerechtigkeiten und suchen Lösungen.“ Jasmin Horber zitiert aus dem Leitbild des Mütterforums, Verband der unabhängigen Mütterzentren, Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser – und Mitglied des „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“. Sie leitet die Geschäftsstelle des Landesverbands Baden-Württemberg e.V. gemeinsam mit Vera Poschadel. 

„Wir verstehen uns als Basisbewegung. Gemeinsam stoßen wir politische und gesellschaftliche Veränderungen an. Unsere circa 50 Mitgliedszentren sind offene Häuser für alle Generationen und Kulturen.“ 

So werde großer Wert auf Sozialraumintegration gelegt, betont Horber. Mütterzentren verstünden sich als Orte der Begegnung und Beratung für alle, die mit Familie zu tun haben: Mütter, Väter, Omas, Opas – und natürlich Kinder. Aber auch als Heimat für Menschen jeden Alters ohne Kinder, ganz gleich welche Herkunft oder Lebensgeschichte sie mitbrächten. 

Und weil sich die Zentren am jeweiligen Sozialraum orientieren, unterscheiden sich deren Angebote, je nach Interessen und Ressourcen. Da gibt es Kinderbetreuung, Babycafés, Ferienbetreuung, verschiedene Beratungsformate, Secondhand-Läden, Vätertreffs. Mal steht Begegnung der Generationen im Fokus, mal Besucher*innen mit Flucht- und Migrationserfahrung. 

Doch das Herzstück eines jeden Familien- und Mütterzentrums ist gleich: der sogenannte „offene Treff“. Dort findet vor allem informelles, spielerisches Lernen statt, von geschulten Gastgeber*innen unterstützt. Dabei steht der ressourcenorientierte Ansatz im Vordergrund. „Jede Person hat Kompetenzen, die sie anderen zur Verfügung stellen kann“, so Horber. Wurden früher die Erfahrungen seit Gründung des Netzwerks 1992 vor allem mündlich weitergegeben, hat das Mütterforum nun all das Wissen im Reflexionsinstrument „Ich bin Clara“ zusammengeführt für Gruppen aus der Familienselbsthilfe. „Clara unterstützt die Teams in den Zentren, sich mit den für sie wirklich wichtigen und spannenden Themen zu beschäftigen und sich mit guten Fragen darauf zu fokussieren“, erklärt Jasmin Horber. 

Dass in den Familien- und Mütterzentren auch die schwachen und leisen Mitglieder der Gesellschaft eine Stimme haben, zeigen Projekte wie „Ein gedeckter Tisch für alle“. Der wurde etwa in Tübingen, Reutlingen oder Rheinfelden aufgestellt, um ins Gespräch zu kommen, so Schubladendenken aufzulösen, aus der Empörung über Einzelfälle hinaus zu kommen und Lösungen anzustoßen. 

Der Disput wird dabei nicht gescheut. „Wir achten darauf, immer im Dialog zu bleiben und gemeinsam zu reflektieren, setzen konsequent auf Kooperation, Offenheit und Transparenz als durchgängige Prinzipien in Räumen, Beziehungen und Themen.“ Mütterzentren – als niederschwellige offene Anlaufstellen – seien so vielfältig wie Familien und ihre Bedürfnisse, heißt es in einer Studie der FamilienForschung Baden-Württemberg von 2022 im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Sie leisteten „einen wichtigen Beitrag zur Quartiersentwicklung, Demokratieförderung und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ 

Autorin: Petra Mostbacher-Dix M.A.
Journalistin, Kunsthistorikerin, Dozentin

Beitrag aus ParitätInform 2/2025