Neuanfänge für Jugendliche mit "Läuft?!"

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zwei Männer arbeiten an einem Holzschrank in einer Werkstatt
Warum es sich lohnt, Jugendliche wie Max nicht aufzugeben

Ein Schachbrett, ein Plan – und ein neuer Anfang 

Max ist 21, als er bei „Läuft?!“ auftaucht. Abgebrochene Schulkarriere, schwieriges Elternhaus, keine Perspektive. Die Schule hatte er schon lange hinter sich gelassen – und sie ihn auch. Was blieb, waren ein paar Gelegenheitsjobs und das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. 

Über einen Freund hört Max von „Läuft?!“, einem Angebot für junge Menschen, die aus Schule, Ausbildung und Maßnahme herausgefallen sind. Beim ersten Treffen mit der Jugendsozialarbeiterin der Regionalen Jugendagentur Badische Bergstraße e. V. – Job Central ist Max verschlossen. Keine Ziele, keine Pläne, wenig Zutrauen – weder in sich noch in andere. 

Was folgt, ist kein schneller Wandel. Aber ein Anfang. In der Lern-Praxis- Werkstatt wird gemeinsam entschieden: Max braucht Struktur. Ein verlässlicher Tagesrhythmus, Aufgaben, ein Platz, an dem er gebraucht wird. Er kocht mit, arbeitet mit Holz, fährt mit auf Ausflüge. 

Die Regeln sind klar, der Umgang offen und wertschätzend. Max kommt – regelmäßig. Erst zurückhaltend, dann engagiert. Irgendwann gehört er einfach dazu. 

Der Wendepunkt? Ein Schachbrett.

Schachbrett mit weißen und schwarzen Figuren

Aus alten Europaletten entsteht in wenigen Wochen ein ebenso einfaches wie sorgfältig gearbeitetes Spielbrett. Max hat die Idee, der Schreinermeister unterstützt, ein pädagogischer Mitarbeiter begleitet. Für Max ist es mehr als ein Projekt: Es ist der Beweis, dass er etwas zu Ende bringen kann. 

Er erlebt, was viele lange angezweifelt haben: dass er etwas kann, dass er selbstwirksam sein kann. Dass er mitreden, mitgestalten, mitentscheiden kann. Es sind kleine Schritte mit großer Wirkung. Wertschätzung statt Belehrung. Zutrauen statt Kontrolle. 

Max holt seinen Schulabschluss nach, beginnt eine Ausbildung. Heute steht er kurz vor dem Gesellenbrief zum Schreiner. 

Seine Geschichte ist kein Einzelfall. Und sie ist kein Wunder. Sie zeigt, was möglich ist, wenn junge Menschen gesehen und begleitet werden – jenseits von standardisierten Programmen und schnellen Lösungen. Es lohnt sich, nicht loszulassen. Auch dann, wenn es auf den ersten Blick aussichtslos erscheint. Und manchmal beginnt alles mit einem selbstgebauten Schachbrett. 

Das Projekt „Läuft?!“ bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rhein-Neckar-Kreis individuelle Unterstützung durch Case-Management und strukturierte Tagesangebote wie handwerkliche Tätigkeiten, sportliche Aktivitäten und erlebnispädagogische Elemente. Ziel ist die persönliche Stabilisierung, berufliche Orientierung und soziale Integration, um eine positive Zukunftsperspektive zu entwickeln. 

Die Jugendagentur Heidelberg ist seit 2009 eine gemeinnützige Genossenschaft. Sie widmet sich den Ursachen, Problemen, Folgen und der Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit und besonders der Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit von Jugendlichen. 

 

Beitrag aus ParitätInform 3/2025