Ein Jahr mit Corona - ein Fazit aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe

Fachinformation - geschrieben am 19.02.2021 - 11:35

Corona stellt bis heute unsere Welt auf den Kopf: Entscheidungen zum Gesundheitsschutz wurden getroffen, große Teile des sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens liegen bis heute brach. Und wo steht hier die Kinder- und Jugendhilfe? Leider nicht in den ersten Reihen. In den Top Ten vermisst man sie gänzlich. In politischen und gesellschaftlichen Diskussionen spielte sie bis vor Kurzem kaum eine Rolle. Lange Zeit war sie in ihrer Gesamtheit nicht im Fokus politischer Entscheidungen. Die Bedeutung der Kindertagesbetreuung als ein Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe wurde zwar politisch rasch in den Vordergrund gestellt, die anderen Bereiche jedoch häufig vergessen bzw. wurden zu einem blinden Fleck. Dabei leistet die gesamte Kinder- und Jugendhilfe einen wichtigen strukturellen Beitrag, um für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, gerade in der Coronazeit, Unterstützung und Hilfe sicherzustellen. Umso erschreckender ist es, dass sie nicht als systemrelevant gesehen wurde. In Baden-Württemberg ist die Sicht zumindest der Landesregierung hier eine etwas andere.

Doch was hat das politische Schattendasein der Kinder- und Jugendhilfe für Auswirkungen? Auf Bundes- und Landesebene findet sie nur bedingt Berücksichtigung bei  der Teststrategie. Kostenfreie präventive Tests für Mitarbeitende und junge Menschen, gerade in der stationären Jugendhilfe, sind bis heute von politischer Seite nicht gewährleistet. Dabei würden sie neben Hygienekonzepten und Abstandsregelungen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Betriebs der Einrichtungen sicherstellen. Und wir brauchen die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe. Sie stellen nicht nur den Kinderschutz sicher, sondern tragen zu einer altersentsprechenden Förderung von jungen Menschen und zu deren Entwicklung bei. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, diese Zielgruppe aus den Augen zu verlieren bzw. dürfen sie nicht nur auf ihr Dasein als Kindergartenkind oder Schüler*in reduzieren. Diese jungen Menschen sind ein wichtiger Baustein für unsere weitere Gesellschaft! Deshalb müssen sie und ihre Lebenswelten vermehrt bei weiteren Schritten in der Coronakrise in den Blick genommen werden.

Eine erste poltische Trendwende zeichnet sich erfreulicherweise ab. Das Thema Bildung, Betreuung und Öffnung der Schulen hat oberste Priorität bei ersten Schritten aus dem Lockdown. In der Impfstrategie finden die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe inzwischen Berücksichtigung. Doch es wird noch mehr notwendig sein. Die Bedarfslagen junger Menschen sind grundsätzlich in allen Entscheidungen in der Coronazeit zu berücksichtigen und im Gesamkontext abzuwägen.   

Doch wie gestaltet sich bisher der Alltag in der Kinder- und Jugendhilfe in Coronazeiten? Einen Einblick in eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung, in der junge Menschen leben, zeigt ein Beitrag der Tagesthemen vom 16.02.2021 Dieser befasst sich mit dem Thema: "Kinderheim in Corona-Zeiten: Abschottung statt Trost".

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