Ein Leben zu fünft auf 60 Quadratmetern

Fachinformation - geschrieben am 10.11.2020 - 14:28

"Die Corona-Pandemie hat das Problem der Kinderarmut verschärft", stellt Elke Krämer, Vorsitzende der Liga im Landkreis Karlsruhe fest. Seit Jugendeinrichtungen wieder geöffnet sind, suchen Jugendliche vor allem Ruhe und Abstand in den Gruppenräumen: zum Abschalten, für ungestörte Treffen mit Freunden oder zum Musikhören.

Fehlender Raum ist das eine, Armut hat aber noch andere Gesichter. Darauf machen die Wohlfahrtsverbände im Landkreis Karlsruhe bei der Aktionswoche mit Plakaten gegen Kinderarmut aufmerksam. Betroffen sind etwa 3.600 Kinder und Jugendliche, deren Eltern im Frühjahr 2020 Arbeitslosengeld II erhielten. Durch Kurzarbeit oder den Verlust von Minijobs in der Corona-Krise hat sich die finanzielle Situation in vielen Familien noch verschärft.

Das trifft auch die Kinder. 24 Prozent der Kinder im Grundsicherungsbezug haben keinen internetfähigen PC im Haushalt, 13 Prozent keinen ruhigen Platz zum Lernen. Fast die Hälfte der Kinder wohnt in einer Wohnung, in der nicht ausreichend Zimmer zur Verfügung stehen. Alles Probleme, die sich besonders in der Zeit des Online-Unterrichts nachteilig auswirken. PC, Laptop und ein Drucker im Computer-Raum eines Jugendzentrums sorgen dafür, dass die Jugendlichen in Ruhe für Referate recherchieren können. 

In Social-Media-Kanälen geben betroffene Kinder und Jugendliche Einblicke in ihren Alltag.Viele von ihnen erfahren zuhause wenig Unterstüzung durch die Eltern. Die kämpfen mit eigenen Problemen, seien es Alkohol, Schulden, schwierige Wohnverhältnisse oder die hohe Belastung Alleinerziehender. Sexueller Missbrauch oder Misshandlungen sind zunehmend ein Thema, das sich auch hinter der Fassade des gepflegten Einfamilienhauses abspielen kann. Die Wohlfahrtsverbände bieten viele Hilfen, damit Kinder nicht in der Armutsfalle landen. "Frühe Hilfen" unterstützten frisch gebackene Eltern. Freizeiten entlasten Alleinerziehende. Lernhilfen sorgen dafür, dass Kinder und Jugendliche in der Schule nicht ganz den Anschluss verlieren und Patenschaften helfen beim im Übergang in den Beruf.

 

Hintergrund:

Die Liga der freien Wohlfahrtspflege beschäftigt sich seit Jahren in ihren Verbänden und Einrichtungen mit der Situation von Menschen, die in Armut leben, und sucht für deren Problemlagen gemeinsam mit den im Land Verantwortlichen nach Strategien und Lösungsmöglichkeiten. Die Liga veranstaltet in diesem Zusammenhang unter anderem jährlich eine Aktionswoche gegen die Armut mit jeweils unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.

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