Stuttgart/Tübingen 16.05.2025 In Baden-Württemberg lebten im Jahr 2023 ca. 6880 junge Menschen in Pflegefamilien (Quelle: KVJS-Landesjugendamt). Pflegeeltern geben den Kindern und Jugendlichen ein zweites Zuhause, Schutz und Geborgenheit, wenn die leiblichen Eltern zeitweise oder längerfristig nicht mehr für sie sorgen können. Für die Jugendämter wird es immer schwieriger, passende Pflegefamilien zu finden. Dabei ist der Bedarf unverändert groß. Nach Schätzung von PFAD e.V. fehlen jährlich bundesweit mindestens 4.000 neue Pflegeeltern.
„Die Unterbringung in einer Pflegefamilie erfolgt nicht selten aus einer Gefährdungssituation heraus. Die Kinder sind dabei häufig stark verunsichert, zeigen psychische Verhaltensauffälligkeiten und Bindungsstörungen. Dem muss eine Pflegefamilie gewachsen sein und es auch auffangen können“, betont Barbara Brüchert, Bereichsleitung Jugend und Bildung beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. Gerade für jüngere Kinder sei die Unterbringung in einer Pflegefamilie wichtig, die es ermögliche, tragfähige Beziehungen aufzubauen. Diese sind unabdingbar für eine positive Entwicklung. Doch Pflegeeltern seien Privatpersonen und meist Laien. „Deshalb brauchen Pflegefamilien, Pflegekinder und Herkunftsfamilien eine kontinuierliche fachliche Begleitung und Unterstützung", so Brüchert.
„Das Zusammenleben mit Pflegekindern ist eine herausfordernde Aufgabe. Die Kinder kommen aus sehr schwierigen Lebenssituationen, sind meist in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigt und weisen hohe Bedarfe an Förderung auf. Deshalb sind unsere wesentlichen Aufgaben in der Beratung von Pflegefamilien kontinuierliche Reflexionsgespräche, die den Blick auf das Pflegekind und dessen Lebensrealität lenken und die Unterstützung in Krisenzeiten“, sagt Wera Thomßen, Bereichsleiterin Sozialtherapeutische Erziehungsstellen bei der kit jugendhilfe in Tübingen. „Wir helfen auch dabei, die Verbindung zu den Menschen im vertrauten Lebensumfeld des Pflegekindes wie die Eltern, Geschwister und Angehörigen zu halten, aber auch in Kontakt mit den Vormündern, Jugendämtern, Gerichten, Kindergärten, Schulen und Therapeu*innen zu stehen“, so Thomßen.
"Ich bin professionelle Pflegemutter, weil ich vom System Familie überzeugt bin, sehr viel Wert auf ein Familienleben lege und Kinder mein Herzblut sind. Durch die Pflegestelle kann ich, beziehungsweise können wir als Familie, benachteiligten Kindern ein neues Zuhause, vielleicht auch nur auf Zeit, bieten. In diesem Zuhause dürfen sie neue Erfahrungen machen, neue Dinge kennenlernen und mit alten Geschichten lernen umzugehen, teilweise abzuschließen. Der gemeinsame Weg ist für alle nicht immer leicht aber jeder kleine Fortschritt freut mich wahnsinnig, gibt und gab mir Kraft, weiterzumachen, durchzuhalten, macht mich auch ein bisschen stolz. Zusammen mit der Fachberatung kann Pflegefamilie ein tolles Projekt sein, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen", erklärt Andrea Leitgeb, Pflegemutter aus Tübingen.
Pressekontakt: kit jugendhilfe, Wera Thomßen, Bereichsleitung Sozialtherapeutische Erziehungsstellen und Andrea Leitgeb, Pflegemutter, Tel 07071/5671- 23, E-Mail: wera.thomssen@kit-jugendhilfe.de
Hintergrundinformationen:
Die kit jugendhilfe ist eine Einrichtung der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Neben der Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Sozialtherapeutischen Erziehungsstellen bieten wir viele weitere Angebote: stationäre Wohngruppen, das Betreute Jugendwohnen, ambulanten Gruppenangebote und aufsuchende Familienhilfe. Wir sind Träger der Schulsozialarbeit an Schulen in Tübingen, Ammerbuch und Gäufelden. In weiteren offenen Angeboten (Fahrrad- und Elektrowerkstatt, Jugendsozialarbeit, Jugendarbeit, soziale Landwirtschaft, Schulabsentismus, Armutsprävention etc.), der Quartiers- und Gemeinwesenarbeit und Angeboten zur Begleitung bürgerschaftlichen Engagements schaffen wir wichtige Anlaufstellen im Gemeinwesen, Orte der Begegnung, niedrigschwellige Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe. Besonderes Augenmerk legen wir auf Konzepte, die gesellschaftliche Integration befördern und zur Teilhabe und Inklusion in allen Lebensbereichen beitragen. Weitere Infos unter https://www.kit-jugendhilfe.de/
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg ist einer der sechs anerkannten Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Er ist konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig. Er steht für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe und wendet sich gegen jegliche Form sozialer Ausgrenzung. Ihm sind in Baden-Württemberg über 930 selbständige Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 2000 sozialen Diensten und Einrichtungen angeschlossen sowie rund 50.000 freiwillig Engagierte und 80.000 Hauptamtliche. Weitere Infos unter www.paritaet-bw.de