Verbände fordern Ausbau der Präventiv- und Hilfsangebote für suizidgefährdete Menschen

Menschengruppe von hinten im Dunkeln blicken in hellen Himmel

Stuttgart 08.09.2025 Bundesweit begehen jedes Jahr über 10.000 Menschen Suizid, davon allein 1.300 Menschen in Baden-Württemberg. Dabei ist die Suizidrate bei Männern in allen Altersklassen dreimal so hoch, wie bei Frauen. Ein wesentlicher Grund ist das weiterhin bestehende traditionelle Männerbild in unserer Gesellschaft. Deshalb holen sich Männer bei Suizidgedanken seltener professionelle Hilfe und sind für suizidpräventive Maßnahmen schlechter zu erreichen. Das ergibt eine aktuelle Studie des Forschungsverbunds „MEN-ACCESS - Suizidprävention für Männer“ von 2024. Deshalb fordern der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und die Arbeitskreise Leben e.V. anlässlich des Welttags der Suizidprävention (10.09.2025) den Ausbau und eine sichere Finanzierung der Präventiv- und Hilfsangebote für suizidgefährdete Menschen sowie spezieller Angebote für die Risikogruppe Männer. 

„Wenn es um Leben oder Tod geht, braucht es überall im Land rasch erreichbare Hilfen. Menschen in höchster Not dürfen nicht alleine gelassen werden, nur weil vor Ort die erforderlichen Hilfsangebote fehlen. Doch damit Beratungsstellen ihre Arbeit im notwenigen Ausmaß fortsetzen und ausbauen können, ist eine verlässliche Finanzierung unerlässlich. Das jährliche Bangen der Einrichtungen, ob Land und Kommunen die Zuschüsse aufrechterhalten und die Einnahmen durch Spenden und Fortbildungen ausreichen, um das bestehende Angebot zu sichern, wird dem steigenden Bedarf nicht gerecht“, sagt Michael Tränkle, Leitung des Bereichs Soziale Rehabilitation, Teilhabe und Inklusion beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. Baden-Württemberg sei mit den niederschwelligen professionellen Beratungsstellen der Arbeitskreise Leben e.V. im Bereich Suizidprävention grundsätzlich gut aufgestellt. Jetzt sei das Land gefordert, in den flächendeckenden Auf- und Ausbau zu investieren, so Tränkle. 

„Die Notwendigkeit für einen Ausbau der Suizidprävention wird durch die jährlich steigende Zahl der durch Suizid Verstorbenen belegt. Doch die aktuelle Förderung der Beratungsstellen geht völlig am Bedarf vorbei. Wir suchen ständig nach mehr Möglichkeiten, unsere Angebote auszubauen und Zugänge für Hochrisikogruppen wie Männer weiter zu vereinfachen, stoßen hierbei jedoch an finanzielle und personelle Grenzen“, betont Kathrin Paul-Prössler, Mitglied des Sprecherrats der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Arbeitskreise Leben e.V. und Geschäftsführerin beim Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim. Dabei zeigten Statistiken deutlich, dass man andere Wege gehen müsse, um Männer mit Präventionsarbeit zu erreichen. Hierfür sei die Sensibilisierung von Multiplikator*innen an Schulen, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen von besonderer Bedeutung. Lehrer*innen und Führungskräfte seien in ihrer täglichen Arbeit in Kontakt mit Männern und könnten daher an dieser Stelle mit dem richtigen Wissen nochmal viel gezielter präventiv handeln, so Paul-Prössler. 

Pressekontakt: Arbeitskreis Leben Nürtingen-Kirchheim, Kathrin Paul-Prössler, Geschäftsführerin, Tel. 07021/75002, E-Mail: kathrin.paul-proessler@ak-leben.de, Internet: https://akl-nuertingen-kirchheim.de/ 

Hintergrundinformationen

Welttag der Suizidprävention am 10. September 2025 macht seit 2003 weltweit auf die hohe Zahl von Suiziden und auf die Möglichkeiten ihrer Verhinderung aufmerksam. Jedes Jahr am 10. September rufen Organisationen der Suizidprävention zum gemeinsamen Handeln auf. In Deutschland wird dieser Tag von vielen Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen genutzt, um mit Aktionen, Veranstaltungen und Gedenkmomenten ein starkes Zeichen für das Leben und die Solidarität zu setzen. 

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Arbeitskreise Leben e.V. ist der Zusammenschluss aller AKL-Einrichtungen in Baden-Württemberg. Sie haben sich auf gemeinsame Richtlinien zur Qualitätssicherung wie ein schneller, unbürokratischer Zugang, Präventionsangebote für alle Risikogruppen in Form von Einzelgesprächen und Präventionsveranstaltungen verpflichtet. Die AKL arbeiten nach dem Prinzip „Krise braucht ein Gegenüber“ als persönliches Gesprächsangebot. In der täglichen Arbeit geht es darum, zu sensibilisieren, zu stärken und zu vernetzen. Das Besondere am Konzept des AKL ist die enge Zusammenarbeit von hauptamtlich tätigen Fachkräften und ehrenamtlich qualifizierten Krisenbegleiter*innen. 2024 haben die AKL Baden-Württemberg 839 Präventionsveranstaltungen durchgeführt und damit 8828 Personen erreicht. Weitere Infos unter http://www.suizidpraevention-bw.de

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg ist einer der sechs anerkannten Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Er ist konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig. Er steht für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe und wendet sich gegen jegliche Form sozialer Ausgrenzung. Ihm sind in Baden-Württemberg über 940 selbständige Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 2.000 sozialen Diensten und Einrichtungen angeschlossen sowie rund 50.000 freiwillig Engagierte und 80.000 Hauptamtliche. Weitere Infos unter www.paritaet-bw.de