Inklusion statt Einsamkeit: PARITÄTISCHER legt aktuellen Teilhabebericht zur Situation von Menschen mit Behinderung vor

Pressemitteilung - geschrieben am 03.12.2020 - 13:11

Berlin/Stuttgart/Heidelberg  03.12.2020         Laut dem aktuellen Teilhabebericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bestehen in fast allen Lebensbereichen weiterhin erhebliche Barrieren für Menschen mit Behinderung, so dass von gleichberechtigter Teilhabe keine Rede sein kann. Bereits vor der Corona-Pandemie sei mehr als jeder dritte Mensch mit Beeinträchtigung oder Schwerbehinderung (38,8 Prozent) von Einsamkeit betroffen gewesen, während weniger als jeder sechste Mensch ohne Beeinträchtigungen (15,8 Prozent) angab, oft oder eher oft einsam zu sein. Auch leben Menschen mit Behinderung überproportional häufig in Armut. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung mahnt der Paritätische, sich auf das Ziel einer inklusiven Gesellschaft zu besinnen, die alle mitnimmt und niemanden ausgrenzt, und formuliert konkrete Forderungen an die Politik. Laut Statistischem Landesamt (31.12.2019) leben in Baden-Württemberg 955,455 Menschen mit Behinderung, davon 43.634 in Stuttgart und 14.148 in Heidelberg.

"Menschen mit Behinderung erleben durch die Corona-Pandemie tiefe Einschnitte in ihrem sozialen Umfeld und Lebensalltag. Viele gehören zur Risikogruppe und brauchen besondere Sicherheit und ausreichend Schutz“, sagt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Das dürfe aber nicht zu sozialer Ausgrenzung und Isolation führen. „Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und Selbstbestimmung, auch in Zeiten von Corona“, so Wolfgramm weiter. Hilfsangebote zur Unterstützung im Alltag, Begleitung in der Freizeit oder auch zu Besuchen beim Arzt oder Physiotherapeuten müssen mit dem erforderlichen Gesundheitsschutz weiterhin möglich sein. Dazu gehören auch Angebote zur Entlastung und Unterstützung von Angehörigen gerade im erschwerten Pandemie-Alltag“, so Wolfgramm. Corona darf nicht zu Rückschritten bei der Inklusion führen. Wir brauchen Corona-Schutzkonzepte, die an den Bedarfen von Menschen mit Behinderung und nicht pauschal an Risikogruppen ausgerichtet sind“, appelliert die Vorstandsvorsitzende. Die Finanzierung der vielfältigen Angebote der Eingliederungshilfe bei Wohnen, Tagesstruktur, Arbeit, Beratung und Freizeit, der Ausgleich der Zusatzausgaben für zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen und wegbrechende Aufträge in den Behindertenwerkstätten müssten endlich geregelt und Inklusionsbetriebe im Hotel und Gaststättengewerbe ebenfalls unter die Corona-Soforthilfen fallen. Auch müssten am geplanten Bürgerforum Corona der Landesregierung Menschen mit Behinderung beteiligt werden. 

Jeder Mensch ist ein Individuum. Somit gibt es nicht die pauschale Risikogruppe der Menschen mit Behinderung. Jeder muss unter der Berücksichtigung seiner eigenen Ängste, aber auch mit seinen eigenen Teilhabewünschen ernst genommen und respektiert werden“, betont Michaela Schadeck, Geschäftsführerin der Individualhilfe - Ambulanter Dienst – in Heidelberg. So stelle es zum Beispiel für Menschen mit Assistenzbedarf in dieser Zeit der Pandemie eine besondere Herausforderung dar, einen eigenen gangbaren Weg zu finden. „Beim Betreten eines kleines Ladengeschäftes, in das eigentlich nur eine Person Zutritt hat, kommt ein Mensch mit Behinderung, der auf ständige Begleitung angewiesen ist, schon bereits in eine Rechtfertigungssituation. Im Frühjahr, als zeitweise nur ein einziger persönlicher Kontakt erlaubt war, stellte sich die Frage, ob die Notwendigkeit einer Anwesenheit eines Assistenten dazu führt, sich mit seinen Freunden nicht mehr treffen zu können. Wir kommen nicht umhin, jeweils die persönliche Situation zu betrachten und damit gemeinsam ins Gespräch zu kommen“, ergänzt Schadeck.

Pressekontakt Individualhilfe - Ambulanter Dienst Heidelberg : Michaela Schadeck, Geschäftsführerin, Tel: 06221/82817 27, E-Mail: michaela.schadeck@individualhilfe.de, www.individualhilfe.de

Die Pressemitteilung des Paritätischen Gesamtverbandes finden Sie unter https://www.der-paritaetische.de/presse/inklusion-statt-einsamkeit-paritaetischer-legt-aktuellen-teilhabebericht-zur-situation-von-menschen/ und den Teilhabebericht hier https://www.der-paritaetische.de/publikationen/der-paritaetische-teilhabebericht-2020-teilhabe-und-geschlecht-im-fruehen-und-mittleren-erwachsenenal/

 

 

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