Häusliche Gewalt gegen Frauen…

Fachinformation - geschrieben am 17.10.2023 - 13:27

… hat immer auch Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Das wurde deutlich auf einer Fachtagung in Tuttlingen am 12.10.2023 zum Thema Häusliche Gewalt. 120 Zuhörerinnen und Zuhörer waren in die Stadthalle gekommen, um den Vortrag von Prof. Dr. Barbara Kavemann zu erleben. Initiiert wurde die Veranstaltung vom Paritätischen Kreisverband Tuttlingen gemeinsam mit dem Regionalverbund Schwarzwald-Baar-Heuberg des Paritätischen und dem Frauenhaus Tuttlingen e.V.

Marcus Abel, Kreisvorsitzender des Paritätischen, stellte die Referentin vor: Kavemann forsche und publiziere seit den frühen 1980er Jahren zum Thema sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend. 2005 habe sie das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr Engagement im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten. Sie gehöre zu den sieben Mitgliedern der 2016 einberufenen Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Kavemann erläuterte zunächst, dass Gewalt in Paarbeziehungen eine mehrdimensionale gesellschaftliche Herausforderung sei. Sie machte deutlich, dass Unterstützung nur gelingen könne, wenn die Perspektive der Betroffenen gesehen und ernst genommen werde. Ebenso müssten die Dynamiken in Gewaltverhältnissen bekannt sein. Sie erklärte, dass alle Muster der Gewalt unterschiedliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche hätten und Misshandlung mehr sei als körperliche Gewalt. Der Unterstützungsbedarf sei abhängig von der Ausprägung der Gewalt, der Lebensplanung der betroffenen Frau und dem Bedarf der Kinder. Insbesondere Trennung bedeute eine Hochrisikophase für Frauen und Kinder. Wichtig sei es, die Perspektive der Kinder einzunehmen und die Zusammenhänge zwischen den Gewaltphänomenen zu erkennen. „Kinder und Jugendliche müssen erfahren, dass sie nicht Schuld tragen an der Gewalt zwischen den Eltern“. Alle Beteiligten würden Beratung und Angebote benötigen.

Mit den Worten „Ich wünsche Energie, Mut und vor allem gute Kooperation“ beendete die Referentin ihren Vortrag.

Anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt, an der neben der Referentin Susanne Biskoping (Leiterin Frauenhaus, Singen), Christina Martin (Amtsleiterin, Amt für Familie, Kinder und Jugend, Landkreis Tuttlingen), Sabine Oswald (Vorstandsvorsitzende, Sozialberatung Stuttgart e.V.) und ein Mitglied der Koordinierungsstelle Häusliche Gewalt, Polizeipräsidium Konstanz, teilnahmen. Die Moderation übernahm Dr. Katrin Lehmann, Referentin für Frauen und Mädcheneinrichtungen beim Paritätischen Landesverband Baden-Württemberg. Die Expertinnen und Experten diskutierten rege über die verschiedensten Aspekte des Themas. Auch das Publikum wurde miteinbezogen. Alle waren sich einig, dass eine frühzeitige Kooperation wichtig sei und sie diese unterstützen würden, denn die Herausforderungen für alle an häuslicher Gewalt Beteiligten – Opfer, Täter und Kinder – könnten nur gemeinsam bewältigt werden. 

Es war eine gewinnbringende und inspirierende Fachtagung, so die einhellige Meinung der Teilnehmenden.
 

Veranstaltungsbilder
Stadthalle TUT
Stadthalle TUT
Eröffnungsrede Marcus Abel
Eröffnungsrede Marcus Abel
Referentin Prof. Dr. Kavemann
Referentin Prof. Dr. Kavemann
Tamer Öteles, Marcus Abel, Alfred Zahn
Tamer Öteles, Marcus Abel, Alfred Zahn

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