Quer durch die Generationen

Fachinformation - geschrieben am 15.01.2024 - 09:14

Die deutsche Jugend aus Russland leistet Hilfe zur Selbsthilfe an 12 Standorten in Deutschland.

Bei der Deutschen Jugend aus Russland, vor 25 Jahren gegründet, geht es längst nicht mehr nur um den Nachwuchs, sondern auch um Angebote für Senior*innen. Und Ehrenamtliche sind mittendrin.

„Da geht es nicht nur um Erinnerungen im Sinne von Zeit- zeugen, sondern auch darum, dass Menschen von ihrer Wissenschaft berichten.“ Begeistert erzählt Ernst Strohmaier, Mitgründer der Deutschen Jugend aus Russland e.V. Stuttgart (DJR), wie in Erinnerungscafés ältere Migrantinnen und Migranten Vorträge halten, komplexe Sachverhalte aus Naturwissenschaften und Technik, Informatik oder Kunst in einfacher Sprache erklären. Viele Akademikerinnen und Akademiker seien unter jenen, die vor Jahrzehnten oder auch aktuell – wie etwa eine ukrainische Professorin – gekommen seien. „Wir haben bei uns vor allem Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Ingenieur*innen. Wenn die auf einmal kein Betätigungsfeld mehr haben, kommt die Depression. Um das zu verhindern, gibt es das Format Erinnerungscafé.“

 

Neue Betreuungsformate

Letzteres ist für den Jugendverband, der 1998 als Interessenvertretung junger Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion das Licht der Welt erblickte, vergleichsweise jung. Seit vier Jahren biete man die Angebote für ältere Menschen an, so Strohmaier und erläutert die Struktur. Unterstützt vom Verein „Pflege engagiert“ und „gefördert nach SGB 11 Paragraph 45d“ zur Selbsthilfe, weil das nicht aus dem Etat der Jugendarbeit finanziert werden könne.

„Drei Formate haben wir nun: Das eingangs erwähnte Erinnerungscafé, die Senior*innentreffs ab 60 bzw. 65 Jahren sowie die Silverstars.“ Dabei spiele das Ehrenamt eine wertvolle Rolle, es sei eine große Stütze. „An die 40 Personen sind für uns ehrenamtlich tätig, verschiedenen Alters.“

 

Offen für die Belange und Nöte aller Migrierenden

Längst hat sich der Jugendverband gewandelt, ist offen für die Belange und Nöte aller Migrierenden, unabhängig von ihrem Hintergrund. Und es gilt, für die Zugewanderten der 1990er-Jahre, die nun älter sind, da zu sein. Der DJR, das Ursprungsmotto lautet „Hilfe zur Selbsthilfe“, hat zwölf Standorte in Deutschland. Dort gibt es unter anderem das Jugendprogramm Spot On auf Jugend der Großstadt, wo Mentorinnen und Mentoren junge Menschen unterstützen, „auf gleicher Augenhöhe Werte und Normen der Gesellschaft vermitteln“, so Strohmeier. Für Zugewanderte aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan habe man wiederum Patenschaften für Familien entwickelt. Auch führe man Migrationsberatung (MBE) durch, helfe Romas, habe ein psychosoziales Zentrum, „Famulus“ genannt, nach dem lateinischen der Helfer. „Wir wenden uns gegen unfairen Umgang und jegliche Diskriminierung. Allerdings können nur Hauptamtliche die psycho-soziale Unterstützung machen.“

 

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Ehrenamtliche unterstützten – angeleitet und geschult – bei manchen Formaten der Jugendarbeit und eben bei den Angeboten für ältere Menschen, beispielsweise den Silverstars, einer Initiative der „Vorpflege“, erläutert Strohmaier. „Die Ehrenamtlichen bringen Ideen ein, etwa für Ausflüge. Kürzlich sind so die Lahrer nach Heidelberg gefahren, wo wir auch einen Stützpunkt haben. Sie organisieren Bus, Essen, Führung und die vielen Sitzungen zuvor, auf denen über das Ziel, Geschichte, Land und Leute, diskutiert und informiert wird. Das kommt an. Mittlerweile gibt es 19 Senior*innen- Gruppen, Tendenz steigend. Auch in anderen Städten wollen unsere Stützpunkte das tun, kommendes Jahr kommen vier weitere dazu", freut sich Strohmeier.

 

 

 

Beitrag aus Paritätinform 4/2023

Schlagworte zum Thema

Wichtige Werkzeuge

Artikel merken