Selbsthilfefreundliches Krankenhaus - Was bedeutet das?

Fachinformation - geschrieben am 18.01.2024 - 08:45

Seit 2012 haben in Mannheim mit dem Universitätsklinikum Mannheim (UMM) und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) zwei Gesundheitseinrichtungen die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ inne. Beide Krankenhäuser wurden und werden hierbei von Anfang an vom Gesundheitstreffpunkt Mannheim, der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe vor Ort, begleitet.

 

Wofür steht Selbsthilfefreundlichkeit?

Ein selbsthilfefreundliches Krankenhaus lebt das Prinzip der Patientenorientierung, indem Selbsthilfegruppen, Gesundheitseinrichtung und örtliche Selbsthilfekontaktstelle eng kooperieren: Selbsthilfegruppen bekommen die Möglichkeit, sich im Krankenhaus zu präsentieren und im Kontakt mit Patient*innen bzw. deren Angehörigen auf den Stationen und in den Ambulanzen zu stehen. Die Gesundheitseinrichtung wiederum benennt eine/n Selbsthilfebeauftragt*en und das Klinikpersonal wird mit dem Konzept der Selbsthilfe vertraut gemacht. Dieser kontinuierliche Prozess wird gesichert, indem das Krankenhaus sich verpflichtet, acht vom Bundesnetzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen (SPiG)“ vorgegebene Qualitätskriterien einzuhalten. Die Umsetzung wird regelmäßig in einem Qualitätszirkel, bestehend aus Aktiven der Selbsthilfe, Klinikangestellten sowie der vor Ort zuständigen Selbsthilfekontaktstelle geprüft.

 

Lebendige Mitwirkung der Selbsthilfe

Um eine Präsenz der Selbsthilfe in den ausgezeichneten Gesundheitseinrichtungen lebendig zu gestalten, gibt es verschiedene Ansätze. In den Mannheimer Krankenhäusern finden beispielsweise Selbsthilfe-Sprechstunden statt. Selbsthilfegruppen präsentieren sich regelmäßig mit Infoständen. Während der Ausbildung des Klinikpersonals wird die Selbsthilfe thematisiert. Aktive der Selbsthilfe sind in jährlich stattfindende Veranstaltungen wie den Patiententag Krebs oder den ZI Selbsthilfetag eingebunden.

Alle drei Jahre kann sich eine Gesundheitseinrichtung erneut über das SPiG als Selbsthilfefreundliche Gesundheitseinrichtung auszeichnen lassen, sofern die Umsetzung der Qualitätskriterien nachgewiesen ist. Das Universitätsklinikum Mannheim hat die Auszeichnung 2021 bereits zum fünften Mal erhalten, das ZI zum vierten Mal. Auch wenn eine gelebte Kooperation immer wieder neue Impulse sowie Ideen braucht und dies Aufwand bedeuten kann, zeigt das Konzept Selbsthilfefreundliches Krankenhaus klare Vorteile für alle Beteiligten: Patient*innen bzw. Angehörige profitieren im Kontakt mit der Selbsthilfe von der Erfahrungskompetenz Gleichbetroffener. Sie erhalten wichtige Anregungen zum Umgang mit der eigenen Erkrankung. Ärzte und Pflegekräfte wiederum wissen das zu schätzen: Sie erkennen, dass ihr Handeln durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfe sinnvoll ergänzt wird.

 

28 Selbsthilfegruppen kooperieren derzeit im Rahmen des Selbsthilfefreundlichen Krankenhauses mit dem Universitätsklinikum Mannheim. Das beinhaltet, dass sie Flyer und ihre Kontaktdaten in der UMM auslegen, an Infoständen und am Austauschtreffen teilnehmen. Zusätzlich arbeitet ein Teil von ihnen mit Stationen und Ambulanzen zusammen oder engagiert sich im Qualitätszirkel.

 

 

Beitrag aus Paritätinform 4/2023

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